Medizin erklärt
Wir nehmen und viel Zeit, um in unserer Praxis zu erklären, worauf es bei Nierenerkrankungen mit allen Begleiterscheinungen oder Fettstoffwechselstörungen ankommt.
Zusätzlich möchten wir Ihnen hier einige zusätzliche Informationen zum Nachlesen zur Verfügung stellen.
Was macht die Niere eigentlich?
Die Niere hat sehr viele Aufgaben:
- Sie sorgt für die Entfernung der Giftstoffe, die im Körper anfallen.
- Sie entfernt überschüssiges Wasser aus dem Körper.
- Sie steuert den Blutdruck.
- Sie steuert die Bildung der roten Blutkörperchen, den Sauerstoffträgern im Blut.
- Sie reguliert den Calcium- und Phosphat-Haushalt des Körpers und sorgt so dafür, dass Kalk da eingelagert wird, wo er hingehört, nämlich im Knochen und nicht anderswo im Körper, z.B. in den Blutgefäßen.
Ist die Niere erkrankt, müssen diese Funktionen ersetzt werden. Das kann durch Gabe von Medikamenten, durch bestimmte Ernährungsmaßnahmen oder durch verschiedene Verfahren der künstlichen Niere erfolgen. Mehr Informationen zur Niere gibt es z.B. auf der Seite unseres Kooperationspartners, der PHV (Patienten-Heimversorgung).
Warum wird die Niere krank und was kann man dagegen tun?
Die häufigsten Ursachen für eine Schädigung der Niere sind Bluthochdruck und Zuckerkrankheit (Diabetes). Um eine Nierenerkrankung zu heilen oder zu behandeln, ist die Einstellung des Blutdrucks und des Blutzuckers sehr wichtig. Dadurch lässt sich eine Dialyse oder ein anderes Nierenersatzverfahren hinauszögern oder sogar ganz vermeiden. Andere Ursachen wie z.B. erbliche Störungen oder Autoimmunerkrankungen sind seltener. Doch auch sie müssen rechtzeitig erkannt und behandelt werden.
Die Niere und andere Erkrankungen
Die Funktion der Niere hängt eng mit der anderer Organe zusammen. Manche Erkrankungen fördern einerseits eine Nierenschädigung, können andererseits aber auch durch sie verstärkt werden (z.B. der Bluthochdruck). Eine nicht erkannte Nierenfunktionsstörung erhöht das Risiko für andere Erkrankungen wie z.B. einer Verengung der Herzkranzgefäße. Daher ist es wichtig, bei Nierenerkrankungen auch das Herz und alle anderen Organe regelmäßig zu kontrollieren. Mehr Informationen auf den Internetseiten der PHV (Patienten-Heimversorung)
Was, wenn die Niere gar nicht mehr arbeitet?
Wenn es trotz aller Bemühungen zu einem Nierenversagen kommt, gibt es verschiedene Nierenersatzverfahren. Welches Verfahren jeweils das optimale ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Hier spielt natürlich die Art der Nierenerkrankung eine große Rolle, aber auch die Konstitution des Patienten und seine persönlichen Lebensbedingungen. Unser Ziel ist es, das individuell passende Verfahren für unsere Patienten zu finden.
Blutwäsche – Hämodialyse
Bei der Hämodialyse (oft kurz Dialyse genannt) kommt der Patient meist dreimal pro Woche für vier bis fünf Stunden in ein Dialysezentrum. Hier wird über eine Dialysemaschine das Blut gereinigt. Das Fachpflegepersonal führt die Dialyse durch, bei der ärztlichen Visite werden alle anstehenden Fragen besprochen.
Dialyse zu Hause – Heim-Dialyse
Manche Patienten erlernen die Durchführung der Dialyse zu Hause. Oft hilft hierbei ein Angehöriger. Das Training zur Heim-Dialyse findet im Dialysezentrum statt, regelmäßige ärztliche Kontrollen in der Praxis begleiten diese Therapie. Bei Problemen können Ärzte und Pflegekräfte jederzeit hinzugezogen werden.
Dialyse zu Hause – Bauchfelldialyse
Eine weitere Möglichkeit, die Dialyse selbstständig zu Hause durchzuführen, ist die Bauchfelldialyse (oft CAPD genannt). Hierbei wird die Dialyse über Lösungen, die mehrmals täglich in den Bauchraum eingefüllt werden, durchgeführt. Auch hier findet zunächst ein Training in der Praxis statt. Regelmäßig stellen sich die Patienten zur Kontrolle in der Praxis vor. Auch hier gibt es einen 24h-Notrufdienst.
Mehr Informationen auf den Seiten der PHV (Patienten-Heimversorgung)
Eine neue Niere
Bei vielen Patienten ist es möglich, eine neue Niere zu transplantieren,
teilweise von Spendern innerhalb der Familie. Diese Therapieform bietet für die Patienten große Unabhängigkeit. Allerdings ist nach einer Nierentransplantation die dauerhafte Einnahme bestimmter Medikamente nötig.
Die Vorbereitung auf eine Nierentransplantation erfolgt in enger Absprache mit dem Patienten, der behandelnden Praxis und dem zuständigen Transplantationszentrum. Nach der Transplantation ist eine dauerhafte medizinische Betreuung nötig, die meist in der Praxis stattfindet.
Mehr Informationen auf den Seiten der PHV (Patienten-Heimversorgung)
Fettstoffwechselstörung
Im Blut transportiert der Körper verschiedene Fette.
Bekannt ist das Cholesterin, das oft in das „gute“ HDL-Cholesterin und das „böse“ LDL-Cholesterin eingeteilt wird. Hohe LDL-Cholesterin-Werte gehen mit einem erhöhten Risiko für die Arteriosklerose einher und damit für Herzinfarkte, Schlaganfälle, Durchblutungsstörungen der Beine oder Nierenerkrankungen. Oft kann durch eine Umstellung der Ernährungsgewohnheiten oder durch die Behandlung mit Medikamenten eine Normalisierung erreicht werden.
Es gibt jedoch seltene, erbliche Störungen des Fettstoffwechsels, bei dem das LDL-Cholesterin besonders stark erhöht ist oder bei denen ein anderes Blutfett, das Lipoprotein(a), oder kurz Lp(a), stark erhöht sind. In diesen Fällen ist das Risiko für Arteriosklerose besonders groß und die Folgeerkrankungen können besonders früh auftreten.
Wichtig ist hierbei zunächst eine konsequente Therapie der Blutfette mit Medikamenten, wobei mit Geduld jeweils die beste Therapie individuell für jeden Patienten gefunden werden muss. Hierbei stehen in jüngster Zeit auch neue Wirkstoffe zur Verfügung.
In seltenen Fällen reicht die medikamentöse Behandlung nicht aus. Dann können spezialisierte lipidologische Praxen eine besondere Form der Blutwäsche, die Lipidapherese, durchführen.
Die Empfehlungen zur Bestimmung von Lp(a) wurden 2016 von den Fachgesellschaften erweitert. Einen vollständigen Status der Blutfette inkl. Lp(a) bei einem Lipidologen sollten erheben lassen:
- Alle Patienten, bei denen es zu einem sogenannten kardiovaskulären Ereignis gekommen ist, also einem Herzinfarkt, einer Durchblutungsstörung des Beine (pAVK) oder einem Schlaganfall
- Ganz besonders wichtig ist dies bei Patienten, bei denen es vor dem 60. Lebensjahr zu einem solchen Ereignis gekommen ist
- Menschen deren Verwandte vor dem 60. Lebensjahr ein solches kardiovaskuläres Ereignis hatten
- Wenn die Engstellen schnell zunehmen (rasch progredient sind) oder besondere Formen haben (komplexe Morphologie), dann auch nach dem 60. Lebensjahr
Lipidapherese
Die Lipidapherese ist eine Form der Blutwäsche, bei der LDL-Cholesterin und/ oder Lp(a) regelmäßig aus dem Blut entfernt werden.
In der Regel wird die Behandlung einmal pro Woche durchgeführt. Diese Behandlungsform ist für die Patienten mit einem gewissen Zeitaufwand verbunden. Entsprechend wird sie auch nur bei Höchstrisikopatienten durchgeführt, bei denen alle anderen Therapieformen (Diät, Tabletten, Spritzen) nicht ausreichen.
Um eine Lipidapherese durchführen zu können, ist ein Antrag bei der Apheresekommission der kassenärztlichen Vereinigung nötig. Genehmigungsfähig ist die Lipidapherese bei erhöhtem Lipoprotein(a), wenn folgende Bedingungen erfüllt sind: Es muss eine Arteriosklerose bestehen. Alle anderen Risikofaktoren (z.B. LDL-Cholesterin, Blutdruck, Diabetes, etc.) müssen bestmöglich eingestellt sein. Es muss im Verlauf zu einem Fortschreiten der Arteriosklerose kommen. Dieses Verfahren stellt sicher, dass nur bei den Patienten eine Apherese durchgeführt wird, die tatsächlich davon profitieren.
In einer Lipidambulanz werden daher zunächst konsequent alle Risikofaktoren eingestellt. Je nach individuellem Risiko werden regelmäßige Ultraschall-Untersuchungen, z.B. des Herzens oder der hirnversorgenden Blutgefäße vereinbart. In den meisten Fällen kann erreicht werden, dass die Arteriosklerose nicht mehr fortschreitet. Wenn sich die Arteriosklerose aber doch verschlechtert, kann es durch diese Untersuchungen möglichst früh festgestellt werden, um gegebenenfalls die Lipidapherese zu beantragen.
Für die so identifizierten Höchstrisikopatienten ist die Lipidapherese dann die beste verfügbare Therapie, mit der das Risiko für neue Herzinfarkte oder Schlaganfälle um über 75% gesenkt werden kann.
Bluthochdruck
Der Bluthochdruck (genauer: die arterielle Hypertonie) lässt sich in der Regel leicht durch regelmäßige Blutdruckmessungen diagnostizieren und durch unterschiedliche blutdrucksenkende Maßnahmen und Medikamente behandeln.
Hochdruck verursacht zunächst meist kaum Beschwerden, später aber kommt es häufig zu Schäden am Gefäßsystem, mit Schädigung des Gehirns, des Herzens und nicht zuletzt der Nieren.
Bevor Bluthochdruck mit blutdrucksenkenden Medikamenten behandelt wird, müssen die Ursachen erforscht werden. Dann müssen unter Beachtung der Besonderheiten des jeweiligen Patienten (Alter, Begleiterkrankungen, Verträglichkeiten, Nebenwirkungen, Risikofaktoren, Einnahmenhäufigkeiten und Wechselwirkungen) die jeweils passenden Medikamente ausgewählt werden. Hierbei sind regelmäßige Kontrollen wichtig. Das Ziel ist dabei das Erreichen eines der Erkrankung und der Lebenssituation angepassten Blutdrucks.
Herzerkrankungen
Da Herzerkrankungen wie die Verengung der Herzkranzgefäße (koronare Herzkrankheit) bei Patienten mit Nierenerkrankungen, Bluthochdruck oder Diabetes häufiger auftreten können, muss auf die Erkennung und Behandlung der Herzkrankheiten besonders geachtet werden.
Untersuchungen wie das Belastungs-EKG, Langzeit-EKG, die Echokardiographie oder die Belastungsechokardiographie können hilfreich sein, um frühzeitig Veränderungen festzustellen.
Diabetes
Die Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) ist eine weit verbreitete Erkrankung, die häufig erst spät erkannt wird. Sie kann zu Schäden der großen und kleinen Blutgefäße führen und damit auch zu Erkrankungen des Herzens oder der Niere.
Zusammen mit dem Bluthochdruck stellt der Diabetes die häufigste Ursache einer Nierenschwäche dar.
Ein Frühzeichen für eine Nierenschädigung durch den Diabetes ist eine erhöhte Eiweißausscheidung im Urin. Wenn die Nierenfunktion bereits reduziert ist und der Diabetes nicht gut eingestellt ist, kann der Funktionsverlust der Nieren rasch voranschreiten.
Daher ist die bestmögliche Einstellung des Diabetes bei Nierenpatienten besonders wichtig. Hierfür stehen mittlerweile zahlreiche Medikamentengruppen, als Tabletten wie auch als Spritzen, zur Verfügung. Die Therapie sollte individuell ausgewählt werden und die Zielwerte an den jeweiligen Patienten und seine Lebenssituation angepassten werden.